Buchtipps
Zwischen Du und Ich
Mirna Funk ist vielen als Autorin und Kolumnistin (Cosmopolitan, Vogue) bekannt, die sich genauso kompetent und prägnant zu Sexthemen wie…
Mirna Funk ist vielen als Autorin und Kolumnistin (Cosmopolitan, Vogue) bekannt, die sich genauso kompetent und prägnant zu Sexthemen wie zu Fragen jüdischer Identität äußern kann – und sich als moderne Feministin versteht, die gerade mit ihrem Sachbuch „Who cares – von der Freiheit, Frau zu sein“ in den Bestsellerlisten stand. Beim Writers´ Thursday hat Mirna aus ihrem Roman „Zwischen Du und Ich“ gelesen, ihr zweiter übrigens nach „Winternähe“. Es geht um Nike, eine Jüdin aus Ostberlin, die zwar täglich in ihrer Straße am Stolperstein der Urgroßmutter vorbeigeht, aber von Rosa, ihrer Oma, nie wirklich das über die Tote erfährt, was sie eigentlich interessiert. Über ihre Agentur bekommt sie einen Job in Tel Aviv, wo sie den israelischen Journalisten Noam lieben lernt, der ein eigenartiges Verhältnis zu seinem Onkel Asher hat, mit dem er zusammenlebt, obwohl der ihn nicht gut zu behandeln scheint. In Yad Vashem kann Nike einige ihrer Fragen zur Urgroßmutter klären, aber längst nicht alle – und es offenbart sich, dass auch der gerne so lässige Noam Geheimnisse mit sich herumträgt, die ihn stark prägen. In der leidenschaftlichen, komplizierten Affäre zwischen Nike und Noam geht es um die große Frage, wie stark wir alle eigentlich im Bann von Familientraumata stehen – und auch der eigenen, selbst erlittenen. Wie frei lassen uns unsere Familiengeschichten und Erfahrungen wirklich leben und lieben – kann man ihnen jemals entkommen? Das ist spannender, aber auch ernster, existenzieller Stoff, den Mirna Funk allerdings so beeindruckend leicht erzählt, dass man nur staunen kann.